Herzberg VillaMarx Jugendstilgarten
Vermutlich zwischen 1906 und 1907 ließ der Fabrikant Carl Marx in der Nähe des Niederlausitzer Bahnhofs gegenüber dem Stadtpark eine Villa mit einer Gartenanlage im Jugendstil entstehen. Ein genaues Datum kann leider nicht angegeben werden, die Unterlagen sind seit der Gebietsreform von 1952 im Merseburger Landesarchiv verschollen.
Die Marxsche Villa wirkt in ihrer Gesamterscheinung recht schlicht, erinnert dabei an ein Landhaus.
Marxsche Villa um 1952 |
Ihre besonderen Reize hat sie durch die hübschen Balkone, die im mittleren Stockwerk wertvoll aus Holz gearbeitet sind. Auch der Wintergarten mit den Arkaden prägt die Erscheinung des Hauses. Die Räume trotz all ihrer Sanierungsbedürftigkeit und die schönen Ausblicke in den Garten bezaubern die Besucher immer aufs Neue.
Das sogenannte Herrenzimmer ist noch mit seiner vollständigen Täfelung erhalten. Der Garten mit seinem geschwungenen Wegenetz öffnet in seiner Feingliedrigkeit unzählige Erlebnisräume, eint und verbindet viele Details zu einer faszinierenden Gesamtanlage.
Zu Füßen des Pavillons ruht einer von Kalksteinterrassen begrenzter Teich, dem ein Senkgarten zugeordnet ist. Hier wird sehr behutsam der Japanische Garten nachempfunden.
Hinter dieser Anlage erstreckt sich ein 900 m großer Steingarten mit einem kleinen Heidegärtchen. Schon in seiner Blütezeit bis 1945 beherbergte der Garten eine wertvolle Sammlung von Gehölzen und Stauden, weshalb sich auch der Begriff des "Botanischen Gartens" einbürgerte.
Marx pflanzte in 40 Jahren etwa 550 Sorten Rosen, 200 Rhododendronarten, 50 Arten Berberitzen und legte großen Wert auf die Verwendung der Immergrünen Gewächse.
Besonders wertvoll sind die nun fast 100jährigen Bäume, die dem Garten Reife und Erhabenheit verleihen.
Genannt seien z.B. die Wintergrüne und die Libanoneiche, die japanischen Ahorne, der Geweihbaum, ein Ginko, die Japanische Sicheltanne, Magnolien, der Cham-Bambus, ein Fuchsschwanz- und die Tränenkiefer.
So diente das Grundstück zwischen 1945 und 1990 als Sitz der russischen Kommandantur, des Kreisgerichtes, des Hauses der Kultur, als Schule und Schulküche und letztlich als Dienststelle des DTSB (Deutscher Turn- und Sport-Bund) und der FDJ (Freie Deutsche Jugend).
Foto: Stadt Herzberg Mathias Krüger (2005) |
Der Garten kannte viele Jahre der Verwahrlosung und Plünderung, der zeitweiligen Nutzung als Tiergehege und der entstellenden Bepflanzung durch Modepflanzen der Neuzeit - den Zwergkoniferen.
Erst in den vergangenen Jahren wurde er - in kommunaler Trägerschaft - intensiv saniert und kann nun wieder als Kleinod schlechthin bezeichnet werden.
Bis heute gedeihen hier bereits wieder etwa 900 Staudenarten und 250 Arten Gehölze. Derzeit bemüht man sich um die "Wiedereinführung" der Rosen, die diesen Park einst nachhaltig prägten.
Quelle:
- Herzberger Gartenkunst im Jugendstil v. R. Schmiel Juli 1991
- Der Jugendstilgarten in Herzberg v. G. Schmiel, 16.10.1994
- Unterwegs im Kulturland Brandenburg Märkische Gärten - v. G. Schmiel 08.03.1994
Hinweis:
Die uralte Pontische Eiche(Pkt.1) hat es nichtgeschafft und ist dem harten Winter 2009/2010 erlegen.