Rund ums Klima
Rund ums Klima #31: Künstliche Intelligenz im Klima- und Artenschutz
Künstliche Intelligenz (KI) ist ein eher kontroverseres Thema. Doch in manchen Gebieten des Umwelt- und Klimaschutzes kann sie durchaus unterstützen und viele Vorteile aufzeigen.
So kann eine KI dabei helfen, den Müll besser zu sortieren und dadurch die Recyclingquote bei Kunststoffen, Textilien oder Gewerbeabfällen erhöhen.
Beim Güterverkehr könnte sie verschiedene technische Anwendungen effizienter und kostensparender steuern.
Die Auswertung verschiedener Daten wäre auch im Bereich des Artenschutzes hilfreich. Laute von gefährdeten Tierarten würden von der KI aufgezeichnet und ausgewertet werden. Entscheidungen, welche Tierart wie geschützt werden muss, ob Lebensräume bedroht sind oder in welchen Bereichen sich die Tiere aufhalten sollten, können über das System schneller getroffen werden.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass eine KI eine gute Unterstützung wäre, um besser und schneller auf Probleme zu reagieren – auch wenn der hohe Stromverbrauch eher nachteilig zu betrachten ist.
Ein Artikel von Maurice A. (9. Klasse, Praktikant)
Rund ums Klima #30: Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft
Wie bereits im Juni angemerkt, verfolgt die Stadt derzeit zwei Herangehensweisen, um die Bürgerbeteiligung an Erneuerbaren-Energie-Projekten zu gewährleisten. Während die Gründung eines kommunalen Unternehmens derzeit noch vieler interner Absprachen bedarf, steht der Gründung einer Bürgerenergiegenossenschaft theoretisch nichts im Wege.
Daher wollen wir alle interessierten Herzberger und Herzbergerinnen zu einer weiteren Veranstaltung einladen, in der es zu entscheiden gilt, ob eine Gründung zu Stande kommen wird. Denn es benötigt Engagierte aus allen Fachbereichen. Hierzu zählen Bürger und Bürgerinnen, die Interesse und/oder Erfahrungen im Energie-, Rechts- oder Finanzwesen, in handwerklichen Berufen, in der Öffentlichkeitsarbeit oder im technischen Bereich haben. Selbstverständlich ist aber Jeder und Jede willkommen. Schließlich liegt der Hauptgedanke einer Bürgerenergiegenossenschaft darin, dass die Bürger selbst Entscheidungen treffen, Vorhaben umsetzen und davon profitieren.
Die Voraussetzungen einer möglichen Gründung sollen am 11. Oktober 2023 um 18 Uhr im Saal des Bürgerzentrums vorgestellt und diskutiert werden. Detlev von der Heide und Christian Buddeweg von der Bürgerenergiegenossenschaft Teltow-Fläming werden zu diesem Anlass nach Herzberg reisen und ihre Erfahrungen als Vorstandsmitglieder mit uns teilen. Anschließend soll es zum Gespräch zwischen allen Beteiligten kommen. Welche (Energie-)Projekte kommen in Frage? Welche Qualifikationen hätte man in der Gruppe? Welche bräuchte es noch? Wen könnte/sollte/müsste man vor Ort einbinden? Wer könnte welche Rolle einnehmen? All diese Fragen gilt es zu beantworten. Das Ergebnis des Abends sollte sein: Ja, wir wollen eine Genossenschaft mit einer gemeinsamen Geschäftsidee gründen. (Oder Nein, wenn sich die Geschäftsidee als nicht tragfähig erweist.)
Bei Interesse an der Teilnahme der Veranstaltung wird um eine kurze Rückmeldung gebeten. (Jessica Heyde; E-Mail: ; Tel.: 03535/482-416)
Rund ums Klima #29: Aktuelles zur Gründung einer Energiegesellschaft
Vor zwei Monaten fand die Auftaktveranstaltung zur Gründung einer Energiegesellschaft statt. Wir haben uns über das große Interesse außerordentlich gefreut und sind daher sehr motiviert, zusammen mit den Herzbergern und Herzbergerinnen die Energiewende anzugehen. Da die Thematik sehr umfangreich ist, haben wir uns in den letzten Wochen mit möglichen Konstrukten zur Beteiligung intensiv auseinander gesetzt. Dies hat zu der Entscheidung geführt, dass demnächst zwei Herangehensweisen weiterverfolgt werden:
Zum Einen hat die Veranstaltung am 31.05. die hohe Bereitschaft der Herzberger*innen zur Gründung einer Energiegenossenschaft deutlich gemacht. Gern wollen wir hier unterstützend tätig sein. Ab Anfang Herbst wird es speziell zum Thema Bürgerenergiegenossenschaften weitere Veranstaltungen geben, die die einzelnen Schritte zur Gründung begleiten werden.
Ein weiterer Fokus wird auf der Gründung eines kommunalen Unternehmens liegen, ähnlich wie es Treuenbrietzen mit der „Landwerk Fläming GmbH“ umgesetzt hat. In diesem Zusammenhang haben wir vor einer Woche Herrn Wildgrube und Herrn Knape (Bürgermeister) in Treuenbrietzen besucht. Grundgedanke ist, eine Dachgesellschaft aufzubauen, unter der der Ausbau von Erneuerbaren Energien, aber auch der Ausbau von Glasfaser, Wärmenetzen und weiteren Projekten möglich sein wird. Selbstverständlich ist die Beteiligung von lokalen Unternehmen und Gesellschaften (z.B. der Bürgerenergiegenossenschaft) hierbei vorgesehen. Die nächsten Wochen und Monate werden wir damit verbringen, uns mit den rechtlichen Rahmenbedingungen zu beschäftigen und uns Partner mit den nötigen Fachkenntnissen zu suchen. Der Gründungsprozess wird viel Zeit in Anspruch nehmen, doch langfristig gesehen, könnte das neue Unternehmen viele Prozesse beschleunigen. Konkrete Projekte sind bereits angedacht. Die gesamte Thematik soll Anfang Herbst ebenfalls in einer gesonderten Informationsveranstaltung vorgestellt werden.
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass die Gründung einer Energiegenossenschaft sowie eines kommunalen Unternehmens sehr komplex sind und daher nicht innerhalb von wenigen Wochen umgesetzt werden können. Wir bemühen uns, die Projekte schnellstmöglich – aber gewissenhaft – voranzutreiben.
Übrigens ist die Auftaktveranstaltung nun auch auf YouTube zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=1nF7jSyN0ZI
Rund ums Klima #28: Heizöl, Pellets und Co. - Gibt es nun Geld zurück?
Lang wurde gewartet, nun ist es möglich: Endlich können Haushalte, die mit Öl, Flüssiggas, Holzhackschnitzeln, Pellets, Holzbriketts, aber auch mit Scheitholz, Kohle oder Koks heizen, die Preissteigerungen aus dem vergangenen Jahr erstattet bekommen. Unter bestimmten Voraussetzungen – denn ganz so einfach wie bei den leitungsgebundenen Energieträgern (Erdgas) ist es nicht.
Über das Online-Portal der ILB (Investitionsbank des Landes Brandenburg) kann die Härtefallhilfe beantragt werden. Dazu sind Angaben der Wohnfläche, des Brennstofftyps und der Rechnungshöhe bereitzuhalten. Bevor der richtige Antrag gestellt werden kann, ermittelt ein Online-Rechner, ob man zuwendungsfähig ist. Das ist der Fall, sobald sich die Kosten des Energieträgers vom Jahr 2021 zu 2022 mehr als verdoppelt haben. Die Werte aus dem Jahr 2021 werden anhand von Referenzwerten festgelegt. Die Differenz, die über die Verdopplung hinaus geht, wird zu 80 % gefördert. Aber Achtung: Der Wert muss mindestens 100 € und maximal 2.000 € betragen, sonst wird nichts gefördert.
Ob dies für den durchschnittlichen (und sparsamen!) Haushalt zutrifft, ist fraglich. Einen Versuch ist es jedoch allemal wert.
https://www.ilb.de/de/heizkostenhilfe-fuer-privathaushalte/
Rund ums Klima #27: Sind E-Fuels die Zukunft?
Gerade auf dem Land ist ein Auto meist unverzichtbar. Ob Arbeit, Einkauf, Urlaub oder Besuch von Verwandten – das eigene Fahrzeug ist, anders als in der Großstadt, auch zukünftig nicht wegzudenken. Ganz ohne Veränderung wird es dennoch nicht gehen. Denn das Verbrenner-Aus für Pkw-Neuzulassungen ab 2035 bedeutet, dass der Anteil von E-Autos zukünftig stark zunehmen wird.
Hier kommt die Debatte um die sogenannten E-Fuels ins Spiel. E-Fuels werden nicht aus Erdöl, sondern aus Wasser und Kohlendioxid hergestellt und sind – sofern grüner Strom bei der Erzeugung genutzt wird – CO2-neutral. Diese Art des Kraftstoffs wird besonders im Schiff- und Flugzeugverkehr eine große Rolle spielen. Ob E-Fuels die Zukunft für den Individualverkehr sind, ist jedoch fraglich. Um die Klimaschutz-Ziele zu erreichen, sind sie für den normalen Pkw-Verbrenner zur Übergangszeit sinnvoll. Schließlich kann die Regierung nicht erwarten, dass ab 2035 plötzlich alle ihren Verbrenner stehen lassen und sich einen Neuwagen mit Elektroantrieb zulegen. Was dennoch rätselhaft ist, ist die Forderung der FDP, Neuzulassungen für reine E-Fuel-Verbrenner ab 2035 stattzugeben. Das verwundert aufgrund der geringen Energieeffizienz der synthetischen Kraftstoffe. Denn während E-Autos ca. 80 Prozent der erzeugten Energie direkt nutzen, liegt die Energieeffizienz bei E-Fuels nur bei ca. 10 bis 35 Prozent. Es ist also wesentlich effektiver, den Strom direkt in die Batterie eines E-Autos fließen zu lassen, als mit großem Aufwand daraus E-Fuels zu produzieren. Die dafür benötigte Energie müsste schließlich erst einmal produziert werden. Sprich: Mehr Windkraft- und Solaranlagen.
Natürlich gibt es auch im Bereich der E-Autos noch große Herausforderungen: die fehlende Ladeinfrastruktur, der schleppende Netzausbau, die (derzeit) hohen Anschaffungskosten, etc. Doch E-Fuels sind - zumindest im Individualverkehr - nicht die Lösung.
Rund ums Klima #25: Sonnenschirme im All oder doch Berge kleinraspeln?
Die Befürchtung unter Experten, dass die Klimakrise nicht rechtzeitig aufgehalten werden kann, ist groß. Immer öfter hört man daher von technischen (Not-)Lösungen – sogenanntes Geoengineering – die uns vor Temperaturanstiegen und Extremwettern schützen sollen. Doch welche Möglichkeiten und Risiken bringen die Methoden mit sich?
Grundsätzlich gibt es zwei Ansätze: Nummer eins, man schützt die Erde vor der Sonneneinstrahlung. Das würde eine Senkung der Temperatur bedeuten. Ideen reichen von riesigen Sonnenschirmen im Weltall bis zur Nachahmung eines Vulkanausbruchs. Letzterer würde Schwefelpartikel in die Stratosphäre schleudern, welche die Sonnenstrahlung reflektieren. Das könnte jedoch weitreichende Folgen haben, wie z.B. die Schädigung der Ozonschicht oder das Ausbleiben von Niederschlägen in subtropischen Zonen.
Ansatz Nummer zwei wären Methoden, die Kohlendioxid aus der Luft filtern und damit den Treibhauseffekt bremsen oder kompensieren. Neben der massiven Aufforstung und riesigen Maschinen, die CO2 aus der Luft filtern und einen immensen Energiebedarf hätten, halten Wissenschaftler das Nachahmen einer natürlichen Verwitterung für eine der aussichtsreichen Ideen. In der Natur entfernen verschiedene Gesteinsarten in Kombination mit Wasser CO2 aus der Atmosphäre und binden es dauerhaft. Künftig könnten wir Gestein auf Felder und in Ozeane streuen. Das Risiko: Der Boden kann mit Schwermetallen belastet werden oder aber es treten momentan unbekannte Nebeneffekte auf. Außerdem bräuchten wir sehr viel Gestein - global gesehen jedes Jahr die Größenordnung eines Berges, den wir kleinraspeln müssten.
Fakt ist: Geoengineering greift stark in das Ökosystem und in das Klima ein. Die Kosten und die Nebenwirkungen wären immens.
Um unseren Planeten nachhaltig zu schützen, ist daher nach wie vor der einfachste und preiswerteste Weg, Treibhausemissionen stark zu senken.
Rund ums Klima #24: Die anderen sind doch eh schlimmer
Die entwicklungspolitische Organisation Oxfam hat herausgefunden, dass 125 Milliardäre jährlich 393 Millionen Tonnen an Treibhausgasen verursachen. Das entspricht etwa so viel wie ganz Frankreich emittiert. Das liegt nur bedingt an dem Lebensstil der Reichen und Schönen. Vielmehr ist es durch ihre Investitionen in fossile Brennstoffe begründet. Um das Klima zu schützen, müssen die Reichen und Mächtigen also unbedingt etwas ändern. Anders ausgedrückt: Die wahren Klimasünder sind eh die ganz Großen, nicht wir. Mit Blick auf die Fakten muss jedoch gesagt werden: Doch, auch wir sind schuld. Der ökologische Fußabdruck der deutschen Mittelschicht ist erschreckend groß.
Wünsche nach einem bequemen Leben mit vielen Reisen, großen Wohnungen und täglichen Autofahrten sind stark und drücken zugleich unsere unbewusste Vorstellung von Normalität aus. Gern weisen wir darauf hin, dass wir oder unsere Regierung das Klima nicht allein retten können. Aber das fordert auch niemand. Wir müssen nur einsehen, dass wir mit unserem Verhalten – individuell oder als Nation – durchaus andere beeinflussen.
Klimaschutz heißt dabei nicht, den gesamten Alltag auf den Kopf zu stellen. CO2-Sparen geht am besten mit dem Blick auf die wirkungsvollen Maßnahmen. Man fragt sich: Beziehe ich Ökostrom? Nutze ich für Kurzstrecken mein Fahrrad? Ist mein Haus gut gedämmt? Oder was auch effektiv ist: weniger tierische Lebensmittel zu konsumieren. Oder beispielsweise mit dem Giro-Konto zu einer ökologischen Bank zu wechseln, Mitgliedschaft in einem Klimaschutzverband. All das sind gute Dinge und vor allem: seltener ins Flugzeug zu steigen.
Rund ums Klima #23: Alles Müll? Weniger ist mehr
Es ist es soweit. Die Bundesregierung beschließt eine Verpackungsnovelle! Ab Januar 2023 besteht für Restaurants, Bistros und Cafés eine Mehrweg-Pflicht. Herumliegende Kaffeebecher und Essensverpackungen in Parks, vermüllte Straßenränder und Ressourcenverschwendung gehören endlich der Vergangenheit an. Oder etwa doch nicht?
Nicht ganz. Große Gastronomie-Betriebe haben lediglich die Pflicht, eine Mehrweg-Alternative zu den Kunststoff-Einwegverpackungen anzubieten. Diese soll für den Verbraucher nicht mehr kosten als das „herkömmliche“ Angebot. Das ist jedoch ein Schritt in die richtige Richtung. Kleine Betriebe (unter 5 Mitarbeiter und unter 80 m²) müssen ermöglichen, dass Konsumenten ihre eigenen Gefäße zum Befüllen mitbringen können – und zwar auf eigene „Gefahr“. Die Verantwortung über Eignung der mitgebrachten Gefäße unterliegt den Verbrauchern.
Ob der Straßenrand also zukünftig sauber(er) ist, ist letztendlich unsere Entscheidung. Aber das neue Gesetz gibt uns zukünftig eine echte Wahl. Nun müssen wir nur davon Gebrauch machen.
Rund ums Klima #22: Wenn Hoffen und Beten nicht mehr reichen
Das Ausmaß der Trockenheit der letzten Jahre wird nicht nur an unserer Elster deutlich. In ganz Brandenburg fehlt das Wasser. Ein Fakt, den die Leag bei der Befüllung der Tagebau-Seen gern vergessen will. Der Lausitzer Braunkohlekonzern rechnet in seinen Tagebau-Planungen mit einer Grundwasserneubildung wie in früheren Zeiten, und das noch für hundert Jahre.
2020 hat der damalige Leiter der Abteilung Geotechnik und „Vater des Cottbuser Ostsees“, Ingolf Arnold, noch gemeint: "Wir haben jetzt eine Phase von drei Trockenjahren hinter uns, und die Wahrscheinlichkeit, dass wir ab dem Jahr 2021, spätestens 2022 mal wieder richtige fette Jahre kriegen, steigt von Tag zu Tag. Der liebe Gott wird ein Einsehen haben, natürlich." Nun, es ist 2022 und der versprochene Regen lässt auf sich warten. Im Juli verzeichnete die Wetterstation Cottbus nur 11 Millimeter Regen – ein Fünftel vom Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990.
Das Modell der Leag rechnet u.a. beim Tagebau Jänschwalde bis zum Jahr 2100 weiter mit den Grundwasserneubildungsraten der Jahre 1980 bis 2010. Hat die Leag den Klimawandel also gar nicht berücksichtigt? Nein, anscheinend nicht. Die Brandenburger Landesbehörde bei der Genehmigung offenbar auch nicht.
Ein brasilianisches Sprichwort besagt: "Stirbt der Fluss, stirbt das Volk.“ Wasser ist wichtig – nicht nur für Brandenburg. Die ganze Nordhalbkugel leidet gerade unter der Trockenheit. In China drohen z.B. die Zuflüsse des Jangtse auszutrocknen. Das hat weitreichende Folgen: In der Provinzregion Sichuan, die 80 % der Elektrizität aus Wasserkraft generiert, hat die Produktionseinstellung für viele Fabriken angeordnet. Darunter sind u.a. Tesla, Intel und Toyota. Auch die Lithium-Produktion könnte bald betroffen sein. Wegen der Dürre ist zudem der Preis für Gemüse 13 Prozent höher als vor einem Jahr. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat ihre Wachstumsprognose für China gesenkt.
Eine Studie China ergab, dass das Eintreten der Dürre wegen des Klimawandels sechsmal wahrscheinlicher geworden war als ohne Klimaerwärmung. Der Klimawandel ist also real und er betrifft uns schon heute. Beten wird uns nicht retten. Wir müssen den Klimaschutz angehen: Energie sparen, mit Wasser bewusst umgehen, weniger tierische Produkte konsumieren, öfter das Fahrrad nutzen.
Rund ums Klima #21: Der Kraftstoff der Zukunft
Wir alle stellen uns doch folgende Frage: Wie werden wir zukünftig reisen? Wird es nur noch Elektroautos, -busse, -LKWs, etc. geben?
Sicherlich nicht. Ansätze und Ideen für klimafreundliches Reisen gibt es schließlich reichlich. So gelang es z.B. einer Forschungsgruppe der TU Darmstadt einen Kraftstoff für Lkw und Flugzeuge aus Bioabfällen und Stroh herzustellen. Das Verfahren ist nicht gänzlich neu – der Biosprit-Hersteller Verbio aus Sachsenanhalt verwendet es unter anderem für Busse mit Gasantrieb. Jedoch wurde das Verfahren nun optimiert. Geschätzt wird, dass etwa die Hälfte des Kraftstoffs für den Schwerlastverkehr hierzulande aus Bioabfällen bestehen könnte. Hierbei kann es sich zum Beispiel um Erntereste handeln. Stroh ist in großen Mengen verfügbar – etwa 20 Millionen Tonnen jährlich. Nach der Ernte verrottet ein Großteil davon auf dem Feld. Der „Anbau“ des Kraftstoffs würde daher keine zusätzliche landwirtschaftliche Fläche benötigen.
Grüner Wasserstoff ist selbstverständlich auch im Gespräch, sobald es um die Verkehrswende geht. Dieser wird durch die Elektrolyse von Wasser mit Strom aus Erneuerbaren Energien hergestellt. Die Zweifel an einem H2-Pkw-Massenmarkt sind jedoch hoch. Zwar hat die Brennstoffzelle Potenziale, doch Im Vergleich zu konventionellen Elektroautos führen die Brennstoffzellen-Pkw eher einen Dornröschenschlaf. Gerade einmal 386 Wasserstofffahrzeuge sind in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt zugelassen. Das macht sich im Tankstationen-Netz deutlich spürbar. Jenes besitzt deutschlandweit nämlich große Löcher.
Rund ums Klima #20: Wenn es kein Zurück mehr gibt
Was passiert, wenn sich unsere Erde nur um wenige zwei Grad Celsius erwärmt? Und warum drängen Politik und Wissenschaftler so sehr auf dem 2- bzw. 1,5-Grad-Ziel?
Der Grund ist recht einfach, wenn auch nicht weniger dramatisch: bei einer Erderwärmung von 2 °C würde sich die Klimaerwärmung verselbstständigen. Der Klimawandel wäre vollkommen unkontrollierbar und würde sich selbst verstärken. Solche Kettenreaktionen werden durch sogenannte Kippelement ausgelöst, die die Klimakrise eskalieren lassen würden und das Ende der menschlichen Zivilisation einläuten könnten. Wissenschaftler haben nun 16 dieser Szenarien identifiziert.
Problemfeld 1: Eiskörper. Wo helles Eis schwindet, erscheint meist ein dunklerer Untergrund. Dabei kann es sich um ein felsiges Gletscherbett oder um das Meer handeln. Die freigelegte dunkle Oberfläche absorbiert mehr Sonnenwärme, die wiederum den Schwund des verbliebenen Eises beschleunigt. Dieser selbstverstärkende Prozess, auch Eis-Albedo-Rückkopplung genannt, ist ein klassisches Beispiel eines Kippelements. Der Eisverlust ist sowohl Folge als auch ein Teil der Ursache der lokalen Temperaturerhöhung. Auftreten kann dies in der Arktis, auf Grönland, in der gesamten Antarktis und auf den Ozeanen. Hinzu kommt, dass es zu zusätzlichen Methan-Ausgasungen kommen kann, da Methanhydrat u.a. in den arktischen Meeressedimenten eingeschlossen ist.
Problemfeld 2: Strömungssysteme. Die Luft- und Meeresströmungen haben sich in der Klimageschichte unseres Planeten oft verändert. Abrupte Umbrüche könnten jedoch zusätzliche katastrophale Auswirkungen nach sich ziehen. Beispielhaft könnte das eher seltene El Niño-Phänomen, welches die Passatwinde abschwächt, häufiger auftreten. Das würde zu häufigeren Dürren in Australien und Südostasien und zu mehr Niederschlag an der Westküste Amerikas führen. Dies wiederum könnte das gesamte ozeanisch-atmosphärische Zirkulationsmuster beeinflussen und weitere Veränderungen nach sich ziehen, wie den Wandel der Monsundynamik.
Problemfeld 3: Ökosysteme. Wenn sich das Klima zu rasch ändert – z.B. ein Gebiet zu schnell zu warm oder zu trocken wird – können sich einige Arten nicht entsprechend anpassen und sterben aus. Der Klimawandel würde so ganze Landstriche verändern, indem er Ökosystem-Gemeinschaften, ihr typisches Klima und die daran angepassten Artengemeinschaften verschwinden lässt. Das Sterben des Regenwalds, der Nordischen Nadelwälder und/oder der Korallenriffe würde zudem eine massive Freisetzung von Kohlendioxid bewirken.
Rund ums Klima #19: Das K steht für Kreativität
Ein chinesisches Sprichwort besagt: „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“ Das passt nicht nur im übertragenen Sinne zum Klimaschutz. Oft zwingen uns extreme Umstände, unter die der Klimawandel zweifelsohne zählt, zu neuen Wegen. Diese erfordern meist Mut zu Veränderung und nicht selten eine große Portion Kreativität.
Dass Klima- bzw. Umweltschutz nicht immer den konventionellen Weg geht, zeigt zum Beispiel ein Forschungsprojekt am deutschen Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) in Mecklenburg-Vorpommern. Hier wurde die vom Biologen Lindsay Matthews entwickelte „Moo-Loo“ erprobt - eine Toilette für Kühe. Insgesamt 16 Kühen wurde beigebracht, zum Urinieren einen bestimmten Stallbereich aufzusuchen. Gefeiert wurde der Erfolg ausgerechnet von der neuseeländischen Presse. Skurril, oder? Nicht, wenn man weiß, dass Neuseeland weltweit größter Exporteur von Milch ist. Jährlich werden 22 Millionen Tonnen Milch produziert, was bedeutet, dass täglich 20 Millionen Liter Kuhurin im Boden versickern. Dadurch entstehen Nitrat- und Stickstoffoxide, Treibhausgase, die 300-mal schädlicher sind als CO2 - ganz zu schweigen von der Verseuchung des Bodens und des Grundwassers. Die Kuhtoilette könnte weltweit die Rinder wiesenrein machen.
Deutschland, als größter europäischer Milchproduzent mit 33 Millionen Tonnen Milch im Jahr, ist hier ebenfalls gefragt. Schon jetzt sind unsere Böden mit Nitraten verseucht, was krebserregend für den Menschen sein kann. Angaben des Bundesumweltministeriums nach sind ein Drittel unserer Grundwasserreservoire in Deutschland betroffen. Eine Kuhtoilette – auch wenn es bizarr klingen mag – könnte helfen unseren Grund und Boden zu schützen.
Rund ums Klima #18: Klimaschutz ist Müll?
Deutsche sind im europaweiten Schnitt weit vorn, wenn es um Abfall geht. Wir produzieren pro Person im internationalen Vergleich 127 kg mehr Müll als unsere Nachbarländer – ganze 632 kg pro Kopf und Jahr. Dazu zählen nicht nur Abfälle wie Plastik, Pappe und Hausmüll. Sondern auch Nahrung, Sperrmüll und ähnliches.
Kunststoff spielt hierbei eine große Rolle. Bereits 1991 wurde die Plastikmüll-Problematik erkannt. Damals wurde der grüne Punkt eingeführt, sodass Recycling von Verpackungsmüll möglich wurde. Leider ist es bis heute kaum gelungen, Kunststoff-Recycling zufriedenstellend umzusetzen. Glas, Papier, Restmüll und Hartplastikteile verunreinigen die wiederverwertbaren Stoffe. Etwa ein Drittel der gesamten Menge hat in der gelben Tonne nichts zu suchen. Im Hausmüll wiederum findet sich Verpackungsmüll, der eigentlich ins Recycling gehört. Es ist daher nicht verwunderlich, dass rund die Hälfte des Verpackungsmaterials in der Verbrennungsanlage landet. Mehr als ein Zehntel wird in andere Länder verschifft. Verblüffender Weise liegt die Recycling-Quote statistisch gesehen dennoch bei 60 Prozent. Diese Zahl ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Als „recycelt“ gilt meist oft schon das, was in die Recycling-Anlage eingeht – und nicht das, was nachher rauskommt. Heißt: Fehlwürfe oder nicht verwertbare Verpackungen, die später verbrannt werden, zählen in der Statistik als „recycelt“.
Hoffnung für die Recycling-Branche gibt es jedoch: Durch steigende Ölpreise ist die Neuproduktion irgendwann nicht mehr preiswerter als die Wiederverwertung. Spätestens dann sollte das Kunststoff-Recycling einen Aufschub bekommen. Bis dahin heißt es jedoch umso mehr: Müll vermeiden! Das können kleine Dinge im Alltag sein:
- Stoffbeutel statt Plastiktüten verwenden
Für die Herstellung der Plastiktüten in Deutschland werden in etwa so viele Liter Erdöl verbraucht, dass damit jeder Einwohner von München eine Badewanne füllen könnte.
- Brotdose für die Paus
Wer Müllvermeidung in der Schule will, gibt seinem Kind eine Brotdose mit und geht mit gutem Beispiel voran. Alufolie, Frischhaltefolie und Plastikbrotbeutel können ab sofort aus dem Haushalt gestrichen werden.
- Stofftaschentücher
Schöne Stoffservietten, weiche Stofftaschentücher und waschbare Wischtücher sind wunderbare Alternativen zu den Papiertüchern. Nach dem Benutzen ab in die Waschmaschine bei 60° C. Mehrwegflaschen können bis zu 50-mal neu befüllt werden.
Rund ums Klima #17: Fleisch ist out, Grünzeug in?
Das Jahr wurde von vielen Bundesbürgern mit guten Vorsätzen gestartet: Mehr Sport, keine Zigaretten, weniger Alkohol, weniger Fleisch. Tatsächlich haben sich 54 Prozent der Deutschen Anfang des Jahres vorgenommen, den Fleisch- und Wurstkonsum zu reduzieren. Das schützt nachweislich nicht nur das Klima, sondern hat zudem einen gesundheitlichen Vorteil. Nahezu 1600 Studien der Harvard University School of Public Health haben so z.B. gezeigt, dass der Verzehr von verarbeitetem Fleisch das Risiko für Herzkreislauferkrankungen um 42 % erhöht. Auch die Wahrscheinlichkeit an Diabetes zu erkranken, wird durch einen täglichen Konsum von bereits 50 Gramm Wurst oder ähnlichem um 19 % gesteigert.
Beeindruckend ist, dass der Fleischkonsum der deutschen seit mehreren Jahren sinkt. Dies liegt zum einen an der größeren Vielfalt der angebotenen Fleischalternativen, aber auch an der Bereitschaft der Menschen, mehr Wert auf Qualität beim Fleischeinkauf zu legen. Etwa 89 % der Deutschen würden freiwillig mehr Geld für artgerechte Haltung der Tiere bezahlen. Das zeigt auch der Wunsch von 81 % der Bundesbürger, ein Haltungskennzeichen für mehr Transparenz auf den Produkten zu sehen. Für bessere Qualität könnte sogar der wöchentliche Fleischkonsum sinken. Die Fleischalternativen aus Soja, Hülsenfrüchten oder Pilzkulturen reichen geschmacklich oft an Fleisch heran und sind schon längst nicht mehr unerschwinglich.
Auch In-vitro-Fleisch ist längst nicht mehr Science-Fiction. Fleisch, welches im Labor herangezüchtet wird, könnte zukünftig dazu führen, dass global nicht mehr jährlich 70 Milliarden Tiere geschlachtet werden. Es würde ein Ende der Massentierhaltung, ein Ende der großflächigen Waldrodungen und eine Einsparung von 10 % der globalen Treibhausgase bedeuten… und gleichzeitig den Fleisch-Hunger der Menschen stillen. Leider ist das Verfahren momentan noch nicht wirtschaftlich, was sich laut einer Studie des kalifornischen Thinktanks Rethinkx bald ändern könnte.
Rund ums Klima #16: Antrieb mit Nahrungsmitteln – eine schlechte Idee?
Sogenannte Agrokraftstoffe, wie Raps, Mais oder Weizen, werden seit 15 Jahren gern als Sprit bzw. als Beimischung zu fossilen Kraftstoffen verwendet. Die Zugabe von Lebensmitteln im Autotank wird derzeit noch von Bund und EU gefördert. Doch ist das Öko-Image dieser Kraftstoffe gerechtfertigt?
Das Ifeu-Institut hat dies untersucht und festgestellt: Die bisher eher gute Ökobilanz von Agrosprit ist irreführend. Ein entscheidender Faktor wurde bei der Betrachtung des Kraftstoffes immer außen vorgelassen: Der Flächenverbrauch. 6,5 Prozent der deutschen Ackerfläche in Deutschland dienen dem Anbau von Kraftstoff-Pflanzen. Global gesehen sind dies über 1,2 Millionen Hektar – eine Fläche halb so groß wie Mecklenburg-Vorpommern – die nur für deutsche Verbrenner-Autos bestellt werden. In Zeiten der globalen Nahrungsmittelkrise erschüttern jene Zahlen. Da auf den Flächen zudem keine natürliche Vegetation wachsen kann, wird auch kein CO2 gespeichert.
Ist fossiler Kraftstoff denn besser als Agrokraftstoff? Die ernüchternde Antwort lautet: ja. Jedenfalls, wenn der Flächenverbrauch in die Betrachtung eingeschlossen wird. Würde das Land, welches wir derzeit für die Kraftstoffproduktion verwenden, renaturiert werden, könnten wir sehr viel mehr CO2 einsparen.
Besser als (Agrosprit-)Verbrenner-Autos wäre die Wahl von E-Autos. Schließlich benötigt die Erzeugung von Solarstrom für E-Autos für die gleiche Kilometerleistung 97 Prozent weniger Fläche als die Herstellung von Agrosprit für Verbrenner.
Rund ums Klima #15: Ist Reiselust auch Klimafrust?
Weißer Sandstrand, ruhige Berge oder belebte Wälder – davon träumen viele Deutsche und können es kaum erwarten in den Flieger zu steigen, um dem tristen Alltag zu entfliehen. Eine intakte und schöne Natur ist für Viele eine Voraussetzung. Doch oft wird vergessen, dass gerade der Tourismus die Natur stark belastet. Zum Glück gibt es ein paar Tipps, die helfen, unsere Umwelt zu schonen.
Dass das Fliegen enorme Emissionen pro Kopf verursacht, dürfte bekannt sein. Laut Umweltbundesamtliegt liegt die Bilanz für einen Hin- und Rückflug von Frankfurt nach Florida bei 3,5 Tonnen CO2 pro Kopf. Als Vergleich: Die Klimaziele der Bundesregierung sehen einen CO2-Ausstoß von unter einer Tonne pro Kopf und pro Jahr vor. In Schweden wird mittlerweile von „Flygskam“– oder in Deutsch „Flugscham“ – gesprochen. Das ist in Deutschland noch nicht soweit. Dennoch sollte nachgedacht werden, ob Flüge unter 800 km sinnvoll sind oder ob lieber der Zug genutzt werden könnte. Dass letzteres nicht immer einfach ist, liegt daran, dass Nachtzüge größtenteils abgeschafft worden sind. Die österreichische Bahngesellschaft ÖBB hat bereits umgedacht und führt seit 2016 wieder Nachtzüge in Deutschland ein. Die europäischen Großstädte sind meist gut und mit wenigen Umstiegen zu erreichen. So dauert eine Zugfahrt von Berlin nach Paris oder nach Budapest etwas weniger als zehn Stunden. Falls einen dennoch die Ferne anzieht, sollte als Faustregel gelten: Lieber selten, aber dafür länger. Das wurde zu Teilen auch von der Tourismusbranche erkannt. So bietet beispielsweise das „Forum Anders Reisen“ umweltverträglichere Reisen an.
Rund ums Klima #14: Wie heize ich zukünftig?
Die Ampel-Regierung drängt zunehmend auf einen Austausch der alten Öl- und Gasheizungen. Das liegt nicht nur an den ambitionierten Klimazielen der Bundesregierung – schließlich verursacht das Heizen von Gebäuden 15 Prozent des deutschen CO2-Ausstoßes – sondern auch an der aktuellen Ukraine-Krise. Gas und Öl werden teurer. Durch die steigende CO2-Bepreisung wird sich dies auf lange Sicht wahrscheinlich nicht ändern. Für den privaten Häusel-Besitzer stellt sich demnach die Frage: Was sind meine Alternativen?
Die Regierung gibt hier klare Vorschläge: Holz-Pellet-Heizungen, Solarkollektoren und Wärmepumpen. Doch sind das tatsächlich wirtschaftliche Alternativen für ein Bestandshaus? Geht man vom „Worst-Case“ aus: Man besitzt ein über 50-Jahre-altes Haus, keine Dämmung, keine Flächenheizung (Fußboden-/Wand- oder Deckenheizung) und einen älteren Ölkessel. Eine Pellet-Heizung würde auf jeden Fall für mollige Wärme im Winter sorgen und wird von der BAFA aktuell mit 35 % gefördert. Holzpresslinge sind zudem nachwachsende und ökologische Brennstoffe. Doch sollte hierfür Lagerfläche zur Verfügung stehen. Das in der Woche mehrmalige Befüllen des Vorratsbehälters per Hand ist ebenfalls zu beachten. Weiterhin macht man sich abhängig vom Markt und ist an die fluktuierenden Preise gebunden. Solarkollektoren können den Wärmebedarf im Winter nicht allein stemmen. Bliebe noch die Wärmepumpe.
Hierzu gibt es viele Vorurteile. Zunächst: Ja, der Einbau einer Wärmepumpe kann auch im Bestandshaus erfolgen. Mit einer Luftwärmepumpe, der preisgünstigsten Wärmepumpen-Art, sind im Winter Heizkreistemperaturen von 50 °C problemlos realisierbar.
Dies ist laut dem Fraunhofer Institut ISE mit einer Effizienz von durchschnittlich 2,3 bei -3,6 °C Außentemperatur möglich. Das bedeutet, dass selbst bei kalter Witterung pro kWh Strom mehr als doppelt so viel Wärme gewonnen werden kann. Heizkörper können somit bedient werden, auch wenn eine Flächenheizung durchaus effizienter wäre. Eine Wärmepumpe kann bei der BAFA bis zu 35 % gefördert werden. Zudem würde durch den Wechsel der alten Ölheizung ein Zuschlag von 10 % folgen. Der Einbau würde sich bei Bestandshäusern laut dem Fraunhofer Institut lohnen, insofern Planung und Installation ordentlich erfolgen.
Rund ums Klima #13: Wieso wird unsere Region immer trockener?
Es ist schon längst ein bekanntes Bild im südlichen Brandenburg: trockene kranke Wälder, staubige Felder, absinkende Grundwasserspiegel, leerlaufende Gräben und Flüsse. Doch woher kommt dies? Sicherlich ist einerseits – oder gar größtenteils – der Klimawandel verantwortlich. Fehlender Niederschlag und heiße Tage in den Frühjahrs- und Sommermonaten bringen jeden Gärtner und Landwirt zur Verzweiflung. Doch nicht alles ist durch den Klimawandel zu entschuldigen.
Ein Grund für die sinkenden Grundwasserspiegel lässt sich direkt in unserem Stadtgebiet wiederfinden: Die Schwarze Elster. Er ist der naturfernste Fluss Mitteleuropas. Zu Zeiten des Kohlebergbaus wurde unsere Elster zu Zwecken des Transports begradigt und verbreitert. Eine Maßnahme, die heute erschreckende Auswirkungen hat. Denn statt sich durch die Landschaft zu schlängeln, wie es bei Flüssen üblich ist, gleicht unsere Elster eher einer geradlinigen Wasserautobahn mit großer Oberfläche. Dies begünstigt zum einen eine erhöhte Verdunstungsrate und zum anderen den Abtrag von Sedimenten im Flussbett. Die Folge ist ein stark austrocknender Fluss, der sich zudem immer weiter in die Landschaft eingräbt. Statt mit Hochwasser haben wir vermehrt mit Niedrigwasser zu kämpfen. Dadurch sinkt auch im Umland der Grundwasserspiegel – bis zu zwei Meter unter dem mittleren Niveau! Dass dadurch auch unsere Wälder leiden, dürfte eindeutig sein. Zum Glück bleibt uns eine Möglichkeit, die Situation zu verbessern: Die Renaturierung der Elster. Dies hat der Förderverein Elbe-Elster-Tours schon zeitig erkannt und erforderliche Schritte eingeleitet. In Kooperation mit Kommunen, Privatleuten und dem Landkreis will man versuchen, den Flusslauf „kurviger“ zu gestalten, die Flussbreite zu reduzieren und Altnebenarme zu reaktivieren. Potentiell könnte somit unsere Elster einen höheren Pegel erreichen und den Grundwasserspiegel heben.
Selbstverständlich ist unsere Elster nicht die einzige Stellschraube, die uns in der zunehmenden Trockenheit bleibt. Es gilt auf Flächenentsiegelung, Zisternenbau und Begrünung zu setzen. Das ist schon im privaten Bereich möglich und erforderlich. Helles Ökopflaster statt graue Vollversiegelung in Einfahrten, bunte Blumenwiesen statt Schotter-Vorgärten und Regenwasser- statt Leitungswassernutzung für die Gartensprengung sind nur einige Beispiele, die helfen würden, unsere Region zu schützen.
Rund ums Klima #12: Mehr Solar braucht das Land!
Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist essentiell für eine nachhaltige Zukunft. Die Energiewende soll u.a. aufgrund Putins Aggressionen sogar noch schneller umgesetzt werden. Die Bundesregierung sieht daher einen verstärkten Ausbau von Photovoltaikanlagen vor. Ein besonderes Augenmerk soll auf Agri-PV liegen – Photovoltaik-Freiflächenanlagen auf hohen Gestellen, die Stromerzeugung und Landwirtschaft simultan realisierbar machen. Möglich sind sowohl die Haltung von Nutztieren (z.B. Schafe oder Hühner) als auch der traditionelle Ackerbau. Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts haben ergeben, dass bei höher liegenden PV-Modulen durch die Verschattung und den Hagelschutz höhere Erträge erzielt werden können – insbesondere in Trockenjahren.
Die wachsende Bedeutsamkeit von Agri-PV-Anlagen wird in den Plänen der Ampel-Koalition ersichtlich, da demnächst solche Anlagen über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert werden sollen.
Die Regierung hat zudem vor, den Ausbau von PV-Dachanlagen stark voranzutreiben. Gewerbebauten sollen beim Neubau verpflichtend PV-Anlagen aufweisen, bei Privathäusern soll es zur Regel werden. Dadurch will man eine Deckelung des Strombedarfs durch Erneuerbare bis zu 80 % im Jahr 2030 erreichen. Momentan sind es etwas über 40 %.
Rund ums Klima #11: Die Probleme mit dem Greenwashing
„Klimaneutral“ oder „umweltschonend“ tauchen heutzutage auf vielen Verpackungen von Lebensmitteln oder Kosmetik-Artikeln auf. Oft handelt es sich jedoch um Desinformationen, um das ökologische Image der Produkte aufzuwerten. Genannt wird diese Strategie „Greenwashing“.
Ein typisches Beispiel für Greenwashing ist die Abbildung auf der Fleischpackung von einem glücklichen Schwein auf der grünen Wiese. Das ist ein Bild, was wenig mit der grausamen Realität der Massentierhaltung zu tun hat. Es vermindert beim Käufer das schlechte Gewissen und verleiht dem Produkt ein ökologisch vertretbares Image, obwohl eher das Gegenteil der Fall ist.
Auch das Siegel „regional“ hat meist wenig mit Nachhaltigkeit zu tun. Denn Regionalität ist rechtlich nicht bindend definiert – genauso wenig wie „klimafreundlich“ oder „umweltschonend“. Ob Produkte oder die Firmen dahinter tatsächlich nachhaltig agieren, lässt sich mit einem schnellen Blick auf die Verpackung nicht klären.
Problematisch sind vor allem Produkte, die Nachhaltigkeit bewerben, obwohl es schon längst gesetzlich vorgeschrieben ist. Haarsprays mit dem Label „FCKW-frei“, was seit 1991 sowieso geregelt ist, oder laktosefreies Mineralwasser sind typische Beispiele für diese Dreistigkeit.
Trotzdem: Nicht alle Symbole und Siegel sind automatisch als Fehlinformationen zu werten. Wie immer gilt es, bei Unsicherheiten zu hinterfragen. Die Bundesregierung möchte zum Beispiel mit dem Projekt „Siegelklarheit“ einen Überblick über die offiziellen – von unabhängigen Stellen zertifizierten – Siegel geben. Der NABU will mit der App „NABU Siegel-Check“ Verbraucher im Dschungel der Symbole unterstützen und gibt Rückmeldung welche Siegel tatsächlich halten, was sie versprechen. Hierfür einfach das jeweilige Symbol mit dem Smartphone abfotografieren.
Übrigens: Regeln für „grüne Werbung“ werden von VerbraucherschützerInnen schon länger gefordert, denn bewusste Irreführung kann juristische Schritte nach sich ziehen. Werbung, die einem seltsam vorkommt, sollte daher bei der Verbraucherzentrale gemeldet werden.
Rund ums Klima #10: Geht es überhaupt ohne Kohle- und Atomkraft?
Der Stromwirtschaft wurde bereits in den 1990er bewusst, dass regenerative Energien zukünftig von größerer Bedeutung sein werden. Statt jedoch den Ökostrom auszubauen, gab es denkwürdige Kampagnen dagegen. Hier hieß es unter anderem, dass Sonne, Wasser und Wind nicht mehr als vier Prozent des Strombedarfs decken könnten. Ein Ausstieg aus Kohle- und Atomkraft sei undenkbar.
Undenkbar ist das heute nicht mehr. Im Jahr 2020 belief sich der Anteil erneuerbarer Energien am deutschen Bruttostromverbrauch auf etwa 45 %. Trotzdem hat sich an der energiepolitischen Diskussion wenig verändert. Wie damals streuen Energieskeptiker Zweifel an einer hundertprozentig erneuerbaren Stromversorgung. Deren Prognosen reichen von exorbitanten Strompreisen bis hin zum Abwandern der Industrie. Auch volksnahe Argumente finden oftmals Anklang: „Die Sonne scheint nicht immer und auch der Wind weht nicht dauernd. Deswegen brauchen wir Kraftwerke, die immer laufen.“ Was zunächst schlüssig klingt, birgt aber einen Trugschluss.
Es stimmt zwar, dass Sonne und Wind – die wichtigsten Erneuerbaren in Deutschland – „schwanken“. Aber dies geschieht nicht im gleichen Takt. Sie komplementieren sich oft. Schließlich haben wir bei windstarkem Tiefdruck-Wetter wenig Sonne und bei sonnigem Wetter weniger Wind. Selbstverständlich entstehen dennoch Lücken, auch wenn sie klein sein mögen. Um den „Rest“ zu sichern, ist die europaweite Vernetzung gefragt und die Entwicklung von Speichern – z.B. in Form von grünem Wasserstoff.
Was passiert bei absoluten Dunkelflauten? Nun, richtige Dunkelflauten, bei denen es über Tage und Wochen weder windet noch sonnig ist, sind extrem selten. In Deutschland treten diese ca. alle 2 Jahre ein – europaweit sogar nur alle 5 Jahre.
Warum ist der Erhalt – oder gar der Neubau – von Atomkraftwerken (AKW) und Kohlekraftwerken, die immer laufen, sinnlos in der Debatte des Ökostroms? Die Antwort ist einfach: Ständig laufende Kraftwerke sichern zwar eine Grundversorgung, können jedoch nicht einfach hoch- oder runtergeregelt werden. Im Zusammenspiel mit Erneuerbaren Energien ist die Folge ein Strom-Überangebot. Erneuerbare müssen abgeschalten werden, um das Netz nicht zu überlasten. Kohlekraftwerke laufen weiter. Dadurch verlor Deutschland im Jahr 2019 allein 6,4 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom. Wir brauchen demnach Kraftwerke, die nur dann laufen, wenn sie gebraucht werden. Solar- und Windenergie können z.B. optimal durch Biogasanlagen unterstützt werden. Diese sind flexibel, gleichen die fluktuierenden Stromquellen aus und liefern nebenbei noch Wärme an die Kommunen oder grünes Gas in das Gasnetz.
Rund ums Klima #9: Bauboom in Deutschland – ökologischer Irrsinn?
Trotz Corona boomt der Bau in Deutschland. Wohnraum ist knapp – jedenfalls wird es so suggeriert. Doch stimmt das oder ist der derzeitige Neubau-Boom ökologischer Irrsinn, wie es einige Experten behaupten?
Fakt ist: Der Flächenbedarf an Wohnraum pro Person steigt dramatisch. Im Jahr 2000 nutzte eine Person ca. 39,5 m². Heutzutage ist dies bereits auf 46,5 m² angewachsen. Single-Haushalte nehmen zu, Menschen werden älter. Mittlerweile benötigen die deutschen Haushalte annähernd gleich viel Energie wie die gesamte Industrie. Das liegt nicht zuletzt daran, dass kleine Einfamilienhäuser – meist nur noch einstöckig – an Beliebtheit zunehmen. Dass dies energetisch überaus nachteilig ist und zudem mehr Fläche versiegelt, als tatsächlich notwendig, dürfte auf der Hand liegen.
Gerade die Flächenversiegelung ist nicht zu unterschätzen. In Deutschland werden täglich mehr als
60 ha versiegelt. Das entspräche in etwa einer Fläche von ganz Züllsdorf. Bereits im Jahr 2002 hatte die Regierung dieses Problem erkannt und wollte mit dem Nachhaltigkeitsziel die Flächenversiegelung bis 2020 auf 30 ha beschränken. Jenes ambitionierte Ziel hat man inzwischen auf 2030 verschoben – zusammen mit den restlichen Klimazielen. Aber schon heute werden Überschwemmungen begünstigt, da das Wasser schlechter versickern kann. Eine Problematik, die zu Zeiten von extremen Wetterverhältnissen, zusätzliche Erschwernisse bringt.
Doch wie können wir unnötige Flächenversiegelung verhindern? In großen Metropolen der USA wird z.B. vorrausschauender geplant: Supermärkte und Parkhäuser werden nur unterirdisch gebaut – natürliches Licht wird hier schließlich nicht benötigt. Darüber entstehen Wohnungen. Leerstehende Büroimmobilien werden zu Wohnraum umfunktioniert. Aber auch auf dem Land heißt es umdenken: Großes Potential liegt im generationsgerechten Wohnen. Viele Häuser bzw. Gehöfte wurden damals für Familien gebaut. Da das Mehrgenerationenwohnen jedoch seltener geworden ist, leben heute Menschen über lange Zeit nur noch zu zweit oder gar allein auf sehr großen Wohnflächen. Altersgerechte Wohnungs-Angebote sind daher wichtiger denn je – aber auch die Erkenntnis, dass weniger manchmal mehr sein kann.
Rund ums Klima #8: Grüne Weihnacht
Weihnachten ist die Zeit für Familie und Besinnlichkeit. Doch zunehmend wird das Fest der Liebe zu einem Fest des Konsums. Das ist nicht nur stressig, sondern auch wenig nachhaltig. Daher stellt sich die Frage: Geht Weihnachten auch mit weniger?
Wer kennt es nicht: Die Kinder sitzen vor dem reich geschmückten (und bestückten) Lametta-Baum, der für eine Woche im Wohnzimmer steht. Päckchen mit Glanzpapier, Tüten und Schleifchen stapeln sich übereinander. Die Eltern sind völlig geschafft. Es musste schließlich gekocht, geputzt und Last-minute-Geschenke eingekauft werden. Wohl wissend, dass einige der Geschenke danach in der hintersten Ecke des Schranks landen. Die nächsten Tage werden noch stressiger. Besinnlichkeit sieht anders aus. Aber dennoch: Das ist Tradition. Das kann man nicht ändern.
Doch halt. Stimmt das? Vor nicht allzu langer Zeit wurde der Baum nicht mit Kunststoff sondern mit getrockneten Früchten und Gebasteltem geschmückt. Statt dutzenden Geschenken gab es nur Kleinigkeiten - in Zeitungspapier eingepackt. Das erscheint schon nachhaltiger. Übrigens: Wer denkt, sein künstlicher Baum sei besser als ein echter Baum, liegt leider falsch. Zwar sind Monokulturen und Pestizide nicht umweltfreundlich, doch CO2-neutral ist es definitiv. Ganz anders als Plastik-Bäume. Falls es also ein Baum im Haus sein muss, dann bitte echt.
Für alle Stromsparer lohnt es sich, auf LED-Weihnachtsbeleuchtung zu achten – am besten mit einer Zeitschaltuhr kombiniert. Auch beim Plätzchenbacken kann Energie gespart werden. Statt Ober- und Unterhitze, sollte Umluft gewählt werden. Das spart bis zu 20 Prozent Strom.
Jede Kleinigkeit hilft… und dass Klimaschutz in den Köpfen der Jugend mittlerweile fest verankert ist, dürfte jedem klar sein. In diesem Sinne: Frohe und nachhaltige Weihnachten!
Rund ums Klima #7: Klimagipfel COP26 – Voller Erfolg oder riesige Enttäuschung?
Die Intention des Klimagipfels in Glasgow Anfang November war, die Erderwärmung mit konkreten Maßnahmen auf 1,5 °C zu begrenzen. Diesem Ziel sollten sich alle Länder der Welt verpflichten und entsprechende Maßnahmen nennen. Was wurde erreicht? Eine vage Einigung, welche uns auf
2,4 °C Erwärmung bringt. Weit entfernt von 1,5 °C und deutlich über dem Kipppunkt von 2 °C, welcher die Auswirkungen des Klimawandels katastrophal werden ließe. Bis November 2022 sollen die Staaten daher ihre Maßnahmen anpassen. Doch selbst dann wäre bestenfalls eine Erderwärmung von 1,8 °C denkbar.
Neu hinzu gekommen sind zahlreiche Ankündigungen und Initiativen, wie zum Beispiel eine Initiative gegen die Rodung von Wäldern oder gegen den Kohleabbau. Leider sind diese Zusagen nicht bindend und wurden zudem oft von großen Industrienationen aufgeweicht. Nicht zuletzt, weil ein Großteil der Teilnehmer des Klimagipfels aus der (Kohle-)Industrie kam. So hatten Indien und China in letzter Minute einen schrittweisen Kohleausstieg verhindert und sprachen nur noch vom schrittweisen Abbau.
Deutschland selbst ist den meisten Initiativen beigetreten. Dem Verbrenner-Aus bis 2040 hat unser Land jedoch nicht zugestimmt – anders als 30 andere Länder. Im Gegenteil zu Daimler, sprechen sich die deutschen Automobilhersteller BMW und VW gegen eine volle Umstellung der Produktion auf E-Mobilität bis 2040 aus.
Dennoch: Glasgow hatte auch positive Ergebnisse. Viele Nationen haben sich zu ambitionierten Zielen bekannt. Costa Rica, Schottland und Dänemark wollen zum Beispiel unerschlossene Gasfelder nicht ausbeuten, Bodenschätze sollen weitestgehend unberührt bleiben. Andere Länder treiben die CO2-freie Kerosin-Forschung voran. Das Finanzwesen hat die Dringlichkeit des Klimawandels erkannt und unterstützt zunehmend mehr klimafreundlichere Projekte. Generell ist der Druck und die Wahrnehmung einzelner Regierungen im Klimaschutz gestiegen.
Rund ums Klima #6: CO2-neutral oder klimaneutral – alles völlig egal?
Bei der Debatte um den Klimaschutz tauchen immer wieder Wörter wie CO2-neutral, klimaneutral oder treibhausgasneutral auf. Selbst auf Produkten im Supermarkt oder auf Bannern von Sportveranstaltungen liest man vermehrt „CO2-neutral“ oder „klimaneutral“. Doch was unterscheidet diese Begriffe? Gibt es überhaupt eine eindeutige Definition?
Theoretisch gibt es eine klare Abgrenzung in der Wissenschaft. Doch diese scheint es weder in die Politik noch in unseren Alltag zu schaffen. China will zum Beispiel bis zum Jahr 2060 kohlendioxid-neutral werden. Da CO2 jedoch nicht das einzige Treibhausgas ist, welches den Klimawandel vorantreibt, wäre dieses Ziel nicht gleichzusetzen mit Klimaneutralität. Frankreich und Finnland wiederum haben sich ebenfalls das Ziel der CO2-Neutraliät gesetzt, meinen aber eigentlich Treibhausgasneutralität, da sie alle Treibhausgasemissionen einschließen. Neuseeland schränkt sich diesbezüglich ein und bezieht nur bestimmte Treibhausgase ein. Methan, welches 25-mal intensiver als CO2 ist, schließen sie aus. Warum? Methan bildet sich im Verdauungstrakt von Schafen und da Neuseelands Schafzucht ein wichtiger Wirtschaftszweig ist, werden die Klimaziele kurzerhand angepasst. Solche Beispiele finden sich weltweit und die Begriffe werden zu großen Teilen falsch verwendet. Was ist nun aber richtig?
Klimaneutral
Klimaneutralität ist das höchste Ziel, welches sich ein Land setzen. Denn klimaneutral bedeutet, dass nicht nur menschengemachte Treibhausgase betrachtet werden, sondern auch andere Auswirkungen auf das Klimasystem. Dazu zählen u.a. Landnutzung oder der Rückgang von Schnee- und Eisflächen, da hierdurch Reflektionsflächen der Sonnenenergie beeinflusst werden.
Kurz: Klimaneutral ist treibhausgasneutral plus alle anderen menschengemachten Veränderungen.
Treibhausgasneutral
Vereinfacht gesagt ist dies das Ziel, welches von vielen Ländern angestrebt wird oder werden sollte. Das Klimasystem wird ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr durch zusätzliche Treibhausgase belastet. Dies ist nicht gleichzusetzen mit emissionsfrei. Restemissionen können durch Negativemissionen (Bindung von CO2 durch z.B. Wälder, Moore oder Technologien) ausgeglichen werden.
CO2-Neutral
CO2 ist nur eines von vielen Treibhausgasen, die den Klimawandel verursachen. Methan zum Beispiel ist etwa 25-mal, Lachgas 298-mal, Fluorkohlenwasserstoffe 5200-mal so schädlich wie dieselbe Menge Kohlendioxid. Bei Ländern mit viel Landwirtschaft würde das Ziel der CO2-Neutralität daher nur die Verminderung der Hälfte aller Treibhausgasemissionen bedeuten. In Deutschland beträgt der Anteil des CO2-Ausstoßes allerdings 90 % aller Treibhausgasemissionen.
Rund ums Klima #5: Klimarettung einfach gemacht
Weniger Verpackungsmüll, öfter das Fahrrad statt das Auto nehmen, weniger Fleisch essen – das sind einfache Veränderungen, deren positive Auswirkungen auf unser Klima jedem bewusst sind. Dennoch sieht man die Umsetzung dieser kleinen Maßnahmen nur selten, da die Wirkung oft unterschätzt wird. Jeder Deutsche könnte dadurch jedoch bis zu 25 % seines jährlichen CO2 Ausstoßes einsparen. Hier ein paar (Energiespar-) Tipps, die das Klima und den eigenen Geldbeutel schonen:
Bye-bye Standby
Was viele nicht wissen: Im Standby verbrauchen elektronische Geräte unnötig viel Strom. Besser wäre es, die Geräte komplett auszuschalten – z.B. über eine schaltbare Steckdose. Das kann 300 kg CO2 im Jahr sparen und bis zu 60 € Stromkosten.
LED statt Glühbirne
LED-Leuchtmittel verbrauchen bis zu 90 % weniger Energie als herkömmliche Glühbirnen. Eine Schätzung aus Großbritannien besagt: Wenn pro Haushalt nur eine normale Glühbirne gegen eine LED ausgetauscht wird, kann dafür ein (Kohle-)Kraftwerk abgeschaltet werden.
Regional und saisonal ins Körbchen
Lange Transportwege verursachen überflüssige Mengen CO2. Statt der Ananas aus Chile könnte man für die gleichen Emissionswerte z.B. 17,5 kg Pfirsiche aus Deutschland kaufen. Auch Saisonobst kann punkten. Statt im Dezember eine Schale Erdbeeren zu holen, wären 17 kg Äpfel angebrachter - für die gleiche Klimabilanz. Auch gilt es zu überlegen, ob Plastiktüten für das Obst sinnvoll sind. Das meiste Obst und Gemüse hat schließlich schon einen natürlichen Schutz – die Schale.
Heizung runterdrehen
Keiner soll frieren! Aber reichen statt der 22 °C auch 21 °C Raumtemperatur? Die Reduzierung von 1 °C spart im Jahr rund 350 kg CO2 und natürlich auch Heizkosten.
Umweltfreundliche Ernährung hält fit und ist gesund
Nicht Jeder muss vegetarisch leben, aber eine Reduzierung des Fleischkonsums kann bis zu 400 kg CO2 pro Person und Jahr einsparen. Auch gesundheitlich hat dies Vorteile: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, pro Woche nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurstwaren zu essen, um das Krebsrisiko zu senken.
Fahrrad statt Auto
Etwa 40 bis 50 % aller Autofahrten in Deutschland belaufen sich auf unter 5 km. Nimmt man dafür das Fahrrad, könnten 310 kg CO2 pro Person eingespart werden. Nicht zu vergessen: Bewegung fördert die Durchblutung des Gehirns, macht die Blutgefäße elastischer und verbrennt Kalorien.
Rund ums Klima #4: Klima-Schurke Deutschland?
Deutschland verursacht 2 Prozent der globalen Treibhausgase. Diese Zahl erscheint zunächst ernüchternd gering. Weltweit bringt dies jedoch Deutschland auf Platz 7 der größten Klimasünder. Schlimmer bezüglich der gesamten Treibhausgasemissionen sind nur Iran, Japan, Russland, Indien, die USA und China. Werden die Emissionen auf die Pro-Kopf-Statistik bezogen, verursacht jeder Deutsche pro Jahr 8,4 Tonnen Kohlendioxid – zum Vergleich: Jeder Chinese verursacht 7,1 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr und der globale Durchschnitt liegt bei etwa 5 Tonnen (Stand 2019, Global Carbon Atlas).
Zu fragen, was es der der Welt hilft, wenn wir Deutschen auf Inlandsflüge verzichten, Kohlekraftwerke schließen, Windkraftanlagen bauen und mehr E-Autos fahren, ist demnach einfach zu beantworten: Eine ganze Menge. Natürlich ist es wichtig, dass ein globaler Wandel im Klimaschutz geschieht. Doch Deutschland hat als Industrieland und 4. größte Wirtschaftsmacht eine hohe Verantwortung und kann mit dem Ziel bis 2045 klimaneutral zu werden, eine Vorbildrolle erzeugen.
Das Vorhaben der Bundesregierung Klimaneutralität zu erreichen, bedeutet prinzipiell, dass ein Gleichgewicht zwischen ausgestoßenen Treibhausgasen (z.B. CO2) und dessen Aufnahme aus der Atmosphäre besteht. Die Aufnahme soll in sogenannten Senken (z.B. in Wäldern und Mooren) stattfinden. Klimaneutral bedeutet daher nicht zwangsläufig CO2-frei. Dennoch werden grundlegende Veränderungen auf unsere Gesellschaft zukommen, damit wir den Klimawandel einschränken und möglichst katastrophale Auswirkungen abwenden können. Die derzeitigen Treibhausgasemissionen in den Sektoren Landwirtschaft, Verkehr, Gebäude, Industrie, Abfall und Energiewirtschaft sind insgesamt um 95 % bis zum Jahr 2045 zu reduzieren. Eine Minderung der Emissionen von 41 % soll bereits bis 2030 - bezogen auf 2020 - erreicht werden.
Rund ums Klima #3: Ist weltweiter Klimaschutz überhaupt möglich?
Als Meilenstein im Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel gilt das Pariser Klimaabkommen aus dem Jahr 2015. Darin haben sich alle Staaten weltweit – insgesamt 196 Staaten und die EU – verpflichtet, die Erderwärmung einzudämmen. Ziel ist es Maßnahmen einzuleiten, um unter der Zwei-Grad-Grenze zu bleiben. Bestenfalls sollte sogar ein Wert von unter 1,5 °C Erderwärmung erreicht werden. Hierzu wurden Emissions-Höchstwerte festgelegt, welche einzuhalten sind.
Doch reicht dieser Vertrag, um Klimaschutz weltweit zu garantieren? Ja und Nein. Völkerrechtlich sind die Staaten zum Klimaschutz verpflichtet und das Wachstum der Emissionen hat sich tatsächlich verlangsamt. Industriesaaten haben weniger CO2 emittiert – Deutschland konnte 2020 einen Rückgang des Ausstoßes von 8,7 Prozent gegenüber 2019 verzeichnen. Leider reicht dies noch nicht aus. Auch die nationale Selbstverpflichtung ist zum derzeitigen Stand eher zu bemängeln, da bei Nicht-Einhaltung der Emissionsziele keine Sanktionen zu erwarten sind. Staaten werden nicht bestraft, falls zu viele Treibhausgase ausgestoßen werden. Ein Problem, wie es die steigenden CO2-Emissionen von Schwellen- und Entwicklungsländern zeigen. Die Folge: Momentan steuern wir statt auf das Zwei-Grad-Ziel auf drei Grad Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts zu.
Die derzeitigen Anstrengungen sind daher unzureichend. Positiv zu bewerten, sind die Bekenntnisse einiger Staaten wie China, Japan, Südkorea und der EU bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu werden. Doch die Diskrepanz zwischen längerfristigen Zielmarken und der kurzfristigen tatsächlichen Umsetzung tritt deutlich zutage. Die Erwartungen an die Weltklimakonferenz im November 2021 in Glasgow sind dementsprechend hoch.
Rund ums Klima #2: Ist der (derzeitige) Klimawandel wirklich so schlimm?
Die einfache Antwort lautet: Ja. Anders als bei natürlichen Klimaveränderungen ändern sich die Temperaturen beim menschengemachten Klimawandel sehr viel schneller, sodass die Natur sich nicht anpassen kann. Doch was genau würden ein paar Grad Erderwärmung ausrichten?
Momentan hat sich unsere Erde bereits um etwa 1 °C erwärmt. Wir spüren schon deutlich, dass Wetterextreme stark zunehmen. Das ursprüngliche Ziel des Pariser Klimaabkommens – die Erwärmung deutlich unter 2 °C zu begrenzen – scheint schwierig, aber nicht gänzlich unmöglich. Wichtig ist: Bei Zwei Grad Celsius liegt der Kipppunkt, den wir nicht überschreiten sollten. Denn hier würde sich die Klimaerwärmung verselbstständigen.
Das lässt sich an einem einfachen Beispiel erklären: Jenseits der Zwei-Grad-Grenze würden die Permafrostböden der nördlichen Halbkugel (z.B. in Sibirien) abtauen. Diese speichern jedoch momentan enorme Mengen an CO2 und Methan. Würden jene freigesetzt werden, verstärkt sich der Treibhauseffekt weiter, wodurch noch mehr Eis schmilzt und neue Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen. Ein Teufelskreis. Solche Beispiele lassen sich auf der gesamten Erde finden – der „Point of no return“ wäre schnell erreicht – es gebe kein Zurück mehr.
Jenseits der 3 °C würden trockene Regionen noch trockener werden, während küstennahe Orte überflutet werden würden. Ab 4 °C könnte Südeuropa zur Wüste werden. Menschen hätten vermehrt mit Wasserknappheit, Hüngersnöten, Bürgerkriege um Ressourcen und Unwettern zu kämpfen.
Maßnahmen, die das Freisetzen der Treibhausgase reduzieren, müssen daher so schnell wie möglich umgesetzt werden! Dazu kann jede(r) von uns beitragen.
Rund ums Klima #1: Ist das noch Wetter oder schon Klima?
Die letzten Jahre in unserer Region waren geprägt von Hitze und Trockenheit. Doch diesen Sommer blieb es erstaunlich kühl und nass – Ist die Panik um den Klimawandel nun doch unbegründet? Nein, denn grundsätzlich gilt: Klima und Wetter hängen eng miteinander zusammen, beschreiben jedoch zwei unterschiedliche Zustände. Während Wetter nur kurzfristig auftaucht, fasst Klima die Wettererscheinungen über eine lange Zeit – oft über 30 Jahre – zusammen. Ein Klimawandel bedeutet daher ein relativ langsames Verändern der Wettererscheinungen über mehrere Jahre, wobei Wetterextreme und damit Durchschnittswerte deutlich steigen werden. Änderungen des Klimas werden dabei u.a. vom Treibhauseffekt hervorgerufen.
Der Treibhauseffekt erscheint uns im Zusammenhang mit dem Klimawandel zunächst negativ. Es wird oft vergessen, dass menschliches Leben ohne jenen Effekt gar nicht möglich wäre. Schließlich hindern die sogenannten „Treibhausgase“ in unserer Atmosphäre wie z.B. Kohlenstoffdioxid (CO2), Wasserdampf (H2O), Methan (CH4) und Lachgas (N2O) einen Teil der Sonnenstrahlung ins Weltall zurück zu gelangen. Ohne diesen Prozess wäre unsere Erde um 32 °C kälter.
Die Problematik, welche sich seit der Industrialisierung ergibt, liegt an dem zusätzlichen Ausstoß an Treibhausgasen durch uns Menschen. Emissionen durch Industrie, Verkehr, Landwirtschaft und dem hohen Energieverbrauch unserer Gebäude verstärken den natürlichen Treibhauseffekt dramatisch, da immer mehr Strahlung reflektiert wird. Die Folge: Unsere Erde heizt sich immer weiter auf. Das Klima ändert sich.